Faszination Fischerei – Ein Abend mit Gernot Quaschny

Es war voll am Freitagabend in Poege’s Hotel. Erwartet wurde Gernot Quaschny, der einzige noch tätig Berufsfischer in der Region, der in Hohengöhren sein Geschäft freitags bis 17:00 Uhr geöffnet hat.

v.l. Karl Eisbein übergibt Gernot Quaschny ein Präsent als Dankeschön für den interessanten Vortrag.v.l. Karl Eisbein übergibt Gernot Quaschny ein Präsent als Dankeschön für den interessanten Vortrag.

Bis zum Eintreffen des Referenten gab Theresia Gebauer einen kurzen Überblick zu Jerichower Überlieferungen, das hiesige Fischereiwesen, betreffend. Der älteste Nachweis auf Fischereirechte ist in der Stiftungsurkunde von 1144 zu finden, in der die Übertragung auch der Anteile am Fischfang an das zu gründende Kloster dokumentiert werden. Im Amtserbbuch wird für die Zeit zwischen 1642 und 1671 immer wieder auf die Abgabe von Fischen verwiesen, aber auch auf die Aufteilung des Fangs zwischen den Amtsfischern von Jerichow und Tangermünde und den beiden Städten. Und 1781 werden für die hiesigen Gewässer Barsche, Karpfen, Hechte, Schleie, Plötzen, Karauschen, Rothfedern, Aländer, Brassen, Aale, Güster und manchmal Zander aufgelistet.

Nach diesem kurzen Blick in die Jerichower Fischereigeschichte konnten wir den Referenten des Abends Herrn Gernot Quaschny aus Hohengöhren begrüßen. In seinem mitreißenden Vortrag nahm er seine Zuhörer im gut gefüllten kleinen Saal von Poeges Hotel in seine mittlerweile mehr als 40 Jahre währende Arbeit in einem der ältesten Erwerbszweige der Welt mit, dem Fang und Umgang mit Fischen, in seinem Falle in den Gewässern zwischen Klietzer- und Schelldorfersee. So erzählte er, dass es zu DDR-Zeiten in den Gewässern des Überflutungsbereiches der Elbe lediglich noch sieben Fischarten gab. In diesen Jahren musste der Fang aus der Elbe erst einmal 14 Tage in sauberem Wasser verbleiben, um den Phenolgeruch und -geschmack zu verlieren. Erst dann konnte man die Fische geräuchert weiterverkaufen. Seit der Wende wurde das Wasser der Elbe durch neue oder bessere Klärwerke, Werkstilllegung im Einzugsbereich der Saale und schärfere Auflagen bei der Düngung der Felder, wieder sauberer, was zu einem Artenreichtum von mittlerweile wieder 47 verschiedenen Fischarten führte, incl. der Marinefischarten. Herr Quaschny stellte die verschiedensten Arten vor, ihre Besonderheiten und Vor- und Nachteile. Zu den einst in der Elbe häufig vorkommenden Fischarten wurden jetzt erstmals wieder Lachse, Meeresneunaugen und Störe nachgewiesen. Aber es finden sich auch Neozoen (invasive, nicht heimische Tierarten) wie die Wollhandkrabbe, die als invasives Tier die einheimischen Krebsarten fast verdrängte und eine ganze Zeit nur als Plage erschien. Dann jedoch entpuppten sie sich als Gourmet-Speise für den chinesischen Markt und so lohnte sich das Abfangen. Spannendes wusste Herr Quaschny auch über seine Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen zu berichten, wie z.B. dem Helmholtz-Zentrum, der Uni Braunschweig und dem Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow, aber auch mit anderen Auftraggebern. So z.B. im Rahmen des A14-Baus, der Säuberung von Trinkwasser-Stauseen oder der Umsetzung von Fischen beim Neubau des Bettes der Aller. Es war ein durch und durch spannender Abend mit einem unglaublich guten Kenner der Materie.