Vortrag über Honigkuchenmodeln, Klemmeisen und das Handwerk der Lebzelter
Bei einem Vortrag, organisiert vom Förder- und Heimatverein Stadt und Kloster Jerichow, präsentierte Museumsleiterin Antonia Beran die kulturelle und handwerkliche Bedeutung von Honigkuchenmodeln und Klemmeisen.
Mit einem beeindruckenden historischen Überblick führte sie das Publikum vom mittelalterlichen Zunfthandwerk bis zu den regionalen Traditionen in Genthin und Umgebung.
Die Lebzelter: Ein Handwerk mit Tradition
Antonia Beran führte zunächst in das alte Handwerk der Lebzelter ein, das sich seit dem 13. Jahrhundert in mittelalterlichen Städten als Zunfthandwerk etablierte. Lebzelter waren ursprünglich auf die Herstellung von Honigkuchen und Lebkuchen spezialisiert, deren Nachfrage besonders in der Weihnachtszeit oder zu besonderen Anlässen hoch war. Interessant ist, dass dieser Beruf auch in der DDR unter dem Namen Pfefferküchler bis zum 3. Oktober 1990 als eigenständiges Handwerk anerkannt war.
Die Herstellung von Lebkuchen war nicht nur Nahrungsproduktion, sondern oft auch künstlerisches Schaffen. Besonders das Bildgebäck, das beispielsweise zur Geburt eines Kindes verschenkt wurde, zeigt die kreative Seite dieses Handwerks.
Die Bedeutung der Honigkuchenmodeln
Um der steigenden Nachfrage nach kunstvoll gestalteten Honigkuchen gerecht zu werden, entwickelten sich ab dem Mittelalter geschnitzte Holzmodeln, die als Formen für das Gebäck dienten. Diese Modeln wurden nicht nur von den Lebzeltern selbst gefertigt, sondern auch von spezialisierten Formenschnitzern, die oft eigenständig oder als wandernde Handwerker arbeiteten.
Frau Beran berichtete, dass diese Tradition auch nach Genthin kam: 1846 führte der Konditormeister August Börsch Honigkuchenmodeln in der Region ein und prägte damit die lokale Backkultur. Sie zeigte Beispiele verschiedener Motive, die von religiösen Symbolen bis hin zu volkstümlichen Mustern reichten.
Klemmeisen und Klemmkuchen
Ein weiteres Highlight des Vortrags war die Geschichte der Klemmeisen, die früher zur Herstellung von Klemmkuchen verwendet wurden. Diese Waffel-artigen Gebäcke wurden mithilfe erhitzter Eisen gebacken, die man in offene Öfen stellte. Die ältesten bekannten Klemmeisen stammen aus dem Jahr 1692 und sind ein Zeugnis des frühen Bäckerhandwerks.
Frau Beran präsentierte Muster von Klemmeisen aus den umliegenden Orten wie Tucheim, Lübars und Ziesar, die jeweils durch ihre einzigartigen Ornamente auffielen. Solche regionalen Variationen unterstreichen die Bedeutung dieser Werkzeuge für die lokale Kultur.
Fazit
Antonia Beran gelang es, das Publikum mit ihrem fundierten Wissen und ihrer Begeisterung für dieses historische Handwerk zu fesseln. Ihr Vortrag war eine spannende Zeitreise, die sowohl die Geschichte als auch die kulturelle Bedeutung von Honigkuchenmodeln und Klemmeisen beleuchtete. Besonders die Einbindung lokaler Bezüge, wie die Arbeit von August Börsch oder die Muster aus der Region Genthin, machte den Vortrag zu einem besonderen Erlebnis.